Jean Logothetopoulos - zunächst im Eicher Vertrieb, später Leiter Entwicklung, KonstruktionEr war im
besten Sinne ein Weltbürger, durch dessen Leben sich ein roter
Faden zog, der vom Interesse -vielleicht sogar von der Leidenschaft-
für die Technik geprägt war. Dabei war er kein stiller,
zurückgezogener, weltfremder Spinner - wie Techniker leicht von
überzeugten "Nicht-Technikern" kategorisiert werden, sondern ein
offener, kommunikativer, charmanter und zuvorkommender Gentleman, der
sich fließend in 5 Sprachen unterhalten konnte, egal ob mit
Professoren, Landwirten, Künstlern, Unternehmern oder
Flugzeugbauern. Im Jahre
1914 wurde er in Hamburg geboren. Sein Vater war ein griechischer
Kaufmann, seine Mutter war in USA als Kind eines
deutsch-französichen Ehepaares geboren worden. So polyglott sein
Ursprung war, entwickelte sich auch sein weiteres Leben. 1917 zog die
Familie nach Rotterdam und Ende 1923 nach Berlin. Dort ging er auf das
Gymnasium, wo er 1933 das Abitur machte. Der Familienname war damals
-vielleicht noch mehr als heute- ungewöhnlich, lang und schwierig
zu schreiben, deshalb nannten ihn fast alle "Logos" (griech.: Das Wort). Sein
Diplomexamen absolvierte er 1940. Diese
Betätigung brachte ihn auch zum ersten Mal in Kontakt mit der
Landtechnik. Die Nachfrage eines südamerikanischen Importeurs nach
Traktoren Anfang der fünfziger Jahre führte zwar zu keinem
Erfolg, aber im Januar 1953 fuhr Herr Logos nach Forstern. Mit den
Brüdern Josef und Albert Eicher vereinbarte er eine
Zusammenarbeit, um den Export aufzubauen. Als freier Mitarbeiter schuf
er die Kontakte, über die Eicher-Traktoren nach Holland,
Griechenland, Frankreich, Indien und viele andere Länder
exportiert wurden. Im Jahre 1955 zog er nach München wo er mit
seiner Frau bis zu seinem Tode in einer Mansardenwohnung mitten in
Schwabing wohnte. Die Zusammenarbeit mit Eicher intensivierte sich und
bald war er nur noch für Eicher tätig. Da war es nur
folgerichtig dass aus dem freien Mitarbeit im Jahre 1958 ein fest
angestellter wurde. Eine technische Idee aus dieser Zeit war auch die Entwicklung eines stufenlosen Antriebs für Schlepper. Im Jahre 1965 lief der erste Serienschlepper mit hydrostatischem Getriebe vom Eicher-Band in Forstern, der so genannte HR-Schlepper. Noch heute laufen viele dieser Exemplare auch im harten Tageseinsatz (z.B. bei Njihof in Holland). Dass dieser Schlepper damals kein wirtschaftlicher Erfolg wurde, lag laut Logos auch daran "dass man der Zeit zu weit voraus war". Ein
Lieblingsthema von Herrn Logos ist zweifellos "Indien". In den
fünfziger Jahren bahnte er einen Kontakt mit einem wohlhabenden
Großgrundbesitzer, der auch in industrielle Aktivitäten
investieren wollte. Mr. Lal senior kam mit seiner Gattin nach Forstern
und es wurde zuerst ein Importvertrag geschlossen. Darüber wurden
fertig montierte Schlepper von Forstern nach Indien verschifft. Auf
Grund eines Importstopps konnten ab 1960 allerdings keine fertigen
Schlepper mehr nach Indien exportiert werden. Deshalb baute Mr. Lal mit
technischer Unterstützung von Herrn Logos eine eigene Montage in
Faridabad südlich von Delhi auf. Dorthin wurden von Forstern die
Bauteile geschickt. Anfangs wurden die Schlepper und sogar die Motoren
mit primitivsten Mitteln zum Teil im Freien montiert. Bei
Eicher in Forstern arbeitete man inzwischen an einer neuen Baureihe,
als 1968 der Getriebelieferant ZP (Zahnradfabrik Passau) die Fertigung
der kleinen und mittleren Getriebe abkündigte. Aus
Vorsichtsgründen deckte sich Eicher mit Getrieben für mehrere
Monate ein und Herr Logos hatte die Aufgabe einen neuen
Getriebelieferanten zu suchen. Die Entwicklung der neuen Baureihe und
der immense Kapitalbedarf für die Getriebe führte zu einem
hohen Kapitalbedarf, den die Hausbank nicht mehr finanzieren wollte. So
wurde aus der Suche nach einem Getriebelieferanten eine Suche nach
einem Geschäftspartner. Am Ende dieses Weges stieg Massey-Ferguson
bei Eicher ein und übernahm anschließend sämtliche
Geschäftsanteile der Brüder Josef und Albert Eicher. Nach dieser aktiven Zeit bei Eicher entwickelte er mit den Firmen Schlüter, Hurth und Reimers ein Kettenwandlergetriebe das ab 1994 im Eurotrac eingesetzt wurde. Leider musste er auch bei Schlüter den Niedergang der deutschen Traktorenindustrie miterleben. Bis zu seinem 81. Lebensjahr war Herr Logos noch bei der LAV (Landmaschinen- und Ackerschleppervereinigung) aktiv. Für seine Verdienste erhielt er die Max-Eyth-Gedenkmünze und die DIN-Ehrennadel. Auch für die Eicherfreunde Forstern war Herr Logos seit 1996 aktiv. Es war ihm ein Herzensanliegen, das Andenken an die Entwicklungsgeschichte der Firma Gebr. Eicher zu pflegen und den Mitgliedern diese Zeit nahe zu bringen. Anläßlich des Festes der Eicherfreunde auf dem alten Fabrikgelände im Jahre 2001 hielt er einen Vortrag, der die kritischsten Jahre von Eicher beleuchtete. Der Funke sprang über vom Vortragenden auf die Zuhörer und eine ergriffene Betroffenheit machte sich breit. Am 18.7.2003 verstarb Herr Jean Logothetopoulos im Alter von 88 Jahren in München. Wir werden Herrn Jean Logothetopoulos als liebenswürdige, bescheidene, fachkompetente und für Eicher äußerst wichtigen Persönlichkeit in Erinnerung behalten und sein Andenken ehren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Klausbergfriedhof in Kiefersfelden.
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